Mercedes-Benz A-Klasse W168: Spezial in Design und Technik

Wir drehen die Uhr zurück auf 1993. Erinnerst Sie sich? Whitney Houstons Version von “I Will Always Love You” war nicht aus dem Radio weg zu denken und jeder trug diese Hose mit leicht zu weiten Beinen. Es war auch das Jahr, in dem Mercedes während der IAA in Frankfurt für Aufsehen sorgte. Der Mercedes-Messestand hatte ein neues Konzeptauto, den Vision A 93. Nach dem Vorbild des Nafa (ein Mercedes-Konzeptauto von 1981) und des elektrischen Studienmodells „Study A“ präsentierte Mercedes dieses Auto sowohl mit Elektro- als auch mit Verbrennungsmotor. Darüber hinaus hatte der Vision A 93 einen Frontantrieb und würde u.A. ein CVT-Getriebe verwenden. Mit 3,57 Metern Länge war das Auto kleiner als Konkurrenzautos wie der Renault Clio und der Mini, aber der Platz im Auto selbst war um ein Vielfaches größer.

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Nafa

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Sandwichboden

Aber wo platzieren Sie den Akku bei einem Auto dieser Größe? Mercedes hat hierfür eine spezielle Lösung mit einem ebenso besonderen Namen entwickelt. Die Vision A 93 verwendete einen sogenannten "Sandwichboden". Die Antriebskomponenten wie der Akku befanden sich im Doppelboden unter dem Auto. Dies führte natürlich dazu, dass der Boden des Autos anstieg. Insgeheim stellte sich heraus, dass es zunächst nicht sehr schlecht funktionierte! Der Sandwichboden sorgte für einen höheren und damit leichteren Einstieg und einen besseren Überblick über die Straße. Zusätzlich würde diese höhere Sitzposition den Schutz bei einem Seitenaufprall verbessern. So effektiv, effizient und sicher!

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Vision A 93

Vision A 93 wird zur A-Klasse

Nachdem das Konzeptauto 1993 vorgestellt wurde, blieb es lange still. Würde ein Mercedes-Fließheck doch nicht erscheinen? War das Design des Autos zu kontrovers? Carl Lewis war nun zum vierten Mal Olympiasieger im Weitsprung, die Melodie der Macarena war in aller Munde und Ajax Amsterdam hatte die Champions League zu jedermanns Überraschung gewonnen. Nach vier langen Jahren des Wartens war er 1997 endlich da! Nicht mehr unter dem Namen Vision A 93, sondern voll im Einklang mit dem Rest der Mercedes-Flotte, wurde das Auto wie das Concept Car auf der IAA in Frankfurt als A-Klasse vorgestellt. Kein Elektromotor und ein weniger futuristisches Design, aber genau wie das Konzeptauto bekam er einen Frontantrieb und ein Fließheck. Einzigartig bei Mercedes-Benz!

Spezialmotor

Eine der größten Herausforderungen für die Mercedes-Ingenieure war der begrenzte Platz unter der Motorhaube. Ein Mercedes wäre kein Mercedes, wenn das Auto Ihnen nicht das "besondere Mercedes-Gefühl" geben würde. Die Ingenieure entwickelten schließlich einen Motor, der diagonal im Auto sitzt. Ein zusätzlicher Vorteil davon war, dass die Auswirkungen im Falle eines Unfalls für den Fahrer verringert wurden. Das Auto erhielt ein automatisches CVT-Getriebe, das mit dem automatischen Gangwahlschalter gesteuert werden konnte. Dieser Wählhebel stand in direkter Verbindung mit einer von Siemens entwickelten TCU, die dafür sorgte, dass das Auto zum optimalen Zeitpunkt die Gänge wechselte. Ein weiteres, bemerkenswertes Detail war die Tatsache, dass der Luftmassenmesser und das Motorsteuergerät in einem Teil integriert waren. Mit anderen Worten, es wurde tief in die Trickkiste gepackt, um alle notwendigen Teile im Auto zu verbauen!

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Mercedes A-Klasse W168 Motorblock

Drama während des Elchtestes

Bis dahin gab es nichts als Lob für die A-Klasse. Ein bezahlbarer Mercedes für den "gewöhnlichen Mann", der auch geräumiger, leichter und sparsamer fuhr als vergleichbare Autos: will das nicht jeder? Das war sicherlich der Fall, bis das Auto vom schwedischen Automagazin Teknikens Värld getestet wurde. Einer der Tests, die sie für die A-Klasse gewählt haben, war der Elchtest. Denn was wäre, wenn Sie einem der rund 300.000 in Schweden lebenden Elche mit 60 km / h auf der Straße begegnen würden? Alles, was Sie wollen, ist, dem kolossalen Tier mit einer abrupten Lenkbewegung auszuweichen. Um diese Situation zu simulieren, hatte das schwedische Automagazin eine Reihe von Pylonen aufgestellt, um die das Auto Slalom fahren musste. Dies verlief jedoch nicht nach Plan. Nach ein paar kräftigen Schlenkern am Lenkrad stand der kleine Schrägheck plötzlich auf zwei Rädern. In den folgenden Tagen dominierten die Bilder dieses kontroversen Tests die internationalen (Auto-) Nachrichten. Dies bedeutete, dass Mercedes-Benz drastische Maßnahmen ergreifen musste. Nach nur drei Wochen im Verkauf wurden alle bisher verkauften Modelle zurückgerufen und alle Verkäufe eingestellt.

Zurück ans Zeichenbrett

Mercedes gab den Traum von einem Fließheck nicht auf und ging zurück ans Zeichenbrett. Die Mercedes-Ingenieure standen vor der Herausforderung, sicherzustellen, dass das Auto auf allen Rädern bleibt. Nach einigen Monaten des Experimentierens und umfangreichen Tests, damit das Auto bei einem der Tests nicht erneut umfällt, gab es die neue A-Klasse! Auf den ersten Blick mag sich wenig geändert haben, aber unter der Haut war viel angepasst worden. Zum Beispiel hatte das Auto breitere Reifen, die Spurbreite der Hinterräder nahm zu, das Auto stand weniger hoch auf den Beinen, die Stabilisatoren wurden verstärkt und das Auto erhielt eine Bosch-ABS-Einheit, die ESP (Electronic Stability Control) verwendete.

Image aufpolieren

Nach einem Fehlstart und einem Ruf, der ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden war, wurde die A-Klasse wieder auf den Markt gebracht. Die vorgenommenen Anpassungen wurden verschieden aufgenommen. Das Auto neigte zu starkem Untersteuern und hatte einiges an bodyroll, ein Gefühl, das durch die hohe Fahrposition noch verstärkt wurde. Mercedes hat alles getan, um dies zu korrigieren, und dafür die Erfolge in der Formel 1 genutzt. Zu dieser Zeit war Mercedes für die Lieferung der Motoren an McLaren verantwortlich. 1998 dominierte McLaren-Mercedes-Fahrer Mika Häkkinen die Meisterschaft und holte seinen ersten Titel. Um den Erfolg und die beispiellose Popularität des Finnen zu feiern, fertigte Mercedes-Benz 250 Sondereditionen der A-Klasse an, die in den McLaren-Mercedes-Farben erhältlich waren. Lustige Tatsache: Mika Häkkinen selbst erhielt die Schlüssel für eine einmalige A-Klasse, die von AMG überarbeitet wurde. Diese Granate namens A38 AMG leistete 250 PS, was etwa dem Doppelten der "Standard" A-Klasse entspricht!

Mercedes-Benz A-Klasse W168 Mika Häkkinen Edition

Der Einsatz von Mercedes in der A-Klasse schien sich auszuzahlen. Die Idee eines erschwinglichen Mercedes zog ein großes Publikum an. 1998 wurden 136.100 A-Klassen produziert und 1999 waren es sogar 207.000!

Facelift ging über das Design hinaus

Nach mehreren Jahren in der Produktion hielt Mercedes es für an der Zeit, das Auto an mehreren Punkten in Angriff zu nehmen. Im Sommer 2001 wurde daher das Facelifting des W168 eingeführt. Am auffälligsten war das Erscheinungsbild, in dem einige Änderungen vorgenommen wurden. Von diesem Moment an konnten sich Kunden auch für eine kurze Version (SWB) und eine längere Version (LWB) entscheiden. Die Diesel- und Benzinmotoren wurden ebenfalls überholt und aufgerüstet, was dem Auto mehr Würze verlieh. Darüber hinaus stellte Mercedes fest, dass nicht alle platzsparenden Lösungen immer gut funktionierten. So wurde beispielsweise deutlich, dass die Integration eines Steuergeräts und eines Luftmassenmessers in eine Komponente nicht die beste Option für Benzinmotoren war. Eine Drosselklappe, die sich ständig öffnete und schloss, Motoren, die zu wenig Leistung lieferten, oder ein Motor, der zu fett oder zu schlecht lief: all diese Fehler, die in vielen Fällen auf dieses Teil zurückgeführt werden konnten. Im Facelift-Modell wurde daher eine andere Lösung für die Benzinmotoren gesucht. Das Problem blieb jedoch der begrenzte Raum. Die Lösung, die Mercedes schließlich fand, war vielleicht genauso kontrovers wie die ursprüngliche Lösung. Beim W168-Facelift sind das Motorsteuergerät und das Drosselklappengehäuse ineinander integriert. Wie durch ein Wunder hat sich herausgestellt, dass diese Lösung besser funktioniert, da die Anzahl der von diesem Steuergerät verursachten Beschwerden viel geringer war!

Übersicht Motoren und Ausführungen Mercedes-Benz A-Klasse W168

Aus­führung In Pro­duktion Hub­raum Lei­stung Dreh­moment Höch­stgesch­windig­keit
A 140 1997-2004 1397 cc 82 pk 130 Nm 170 km/h
A 160 1997-2004 1598 cc 102 pk 150 Nm 182 km/h
A 190 1999-2004 1898 cc 125 pk 180 Nm 198 km/h
A 210 2002-2004 2084 cc 140 pk 205 Nm 198 km/h
A 160 CDI (Diesel) 1998-2001 1689 cc 60 pk 160 Nm 153 km/h
A 160 CDI (facelift) 2001-2004 1689 cc 75 pk 160 Nm 162 km/h
A 170 CDI (Diesel) 1998-2001 1689 cc 90 pk 180 Nm 175 km/h
A 170 CDI (facelift) 2001-2004 1689 cc 95 pk 180 Nm 180 km/h

Mehr als eine Million Einheiten produziert

Nach rund siebenjähriger Produktion stellte Mercedes-Benz die Produktion des W168 ein. Im Sommer 2004 präsentierte Mercedes die neue Generation der A-Klasse, den W169. Trotz eines Fehlstarts und der entsprechenden Herausforderungen, denen Mercedes bei der Entwicklung des Autos begegnete, wurden dennoch mehr als 1,1 Millionen A-Klassen verkauft. Rückblickend auf die Geschichte der deutschen Marke können wir nun den Schluss ziehen, dass der W168 eines der speziellsten Mercedes-Fahrzeuge ist, bei denen auch spezielle Lösungen erforderlich waren, um zum endgültigen Fahrzeug zu gelangen. Ein echter unbesungener Held.