Werden Kia und Toyota das Schaltgetriebe beibehalten?

Das Schaltgetriebe hat in den letzten Jahren an Popularität verloren. Verschiedene Gründe (z. B. der Aufstieg von BEV/PHEV) führen dazu, dass derzeit mehr Autos mit Automatikgetriebe als mit Schaltgetriebe produziert werden. Für Schaltknüppel-Enthusiasten gibt es jedoch noch Hoffnung. Und diese Hoffnung kommt aus Asien.

KIA Intelligentes Schaltgetriebe (IMT)

Und wer glaubt, diese Hoffnung sei Zukunftsmusik, der irrt. 2020 stellte Kia bereits das „Intelligent Manual Transmission“ (kurz IMT) vor. Die Technologie kommt aktuell bereits in verschiedenen Mild-Hybrid-Autos (MHEV) zum Einsatz, die die Marke anbietet. Das Hauptziel dieser Technologie ist es, die Kraftstoffeffizienz zu erhöhen und die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. Und das alles unter Beibehaltung des ach so erwünschten Fahrerlebnisses.

Das System nutzt die Clutch-by-Wire-Technologie. Das heißt, das Kupplungspedal ist nicht mehr direkt mit dem Kupplungsaktuator verbunden, wodurch die Elektronik bestimmen kann, wann ausgerückt werden soll. Ziehen Sie beispielsweise in Betracht, bis zu einer Ampel zu rollen. Auch der Verbrennungsmotor kann in diesen Momenten abgeschaltet werden (also schneller als bei einem herkömmlichen Stop & Go Start-Stopp-System, bei dem das Auto stehen muss) und somit scheinen der Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen um insgesamt zu sinken etwa 3 Prozent.  Das intelligente Schaltgetriebe betätigt nur die Kupplung, beeinflusst also nicht den Schaltvorgang selbst. Der eingelegte Gang bleibt also immer eingelegt. Sobald das Gas- oder Bremspedal betätigt wird, springt der Motor dank des Anlassers wieder an und die Elektronik bestimmt, wann der Motor wieder mit dem Getriebe verbunden werden muss.

Das System lässt sich also genauso bedienen wie ein herkömmliches Handschaltgetriebe, aber insgeheim sorgt die Elektronik für ein bisschen mehr Effizienz. Und Kia verspricht sogar, dass die Betätigung des Kupplungspedals durch die elektronische Steuerung noch besser dosierbar ist. Ein klarer „Griffpunkt“ garantiert sanfte Gangwechsel.

Toyota beansprucht vielversprechende Patente

Toyota, der als asiatischer EV-König gelten kann, sieht auch im Schaltgetriebe eine Zukunft. Anfang Februar hat der japanische Autogigant mehrere Patente angemeldet, die die Liebhaber des Handbuchs sehr freuen dürften. Es betrifft „simuliertes Kupplungspedal“ und „Schaltfunktionen“, die auf Elektrofahrzeuge angewendet werden sollten. Die Patentzeichnungen und Diagramme zeigen, dass das System auf einem speziellen Controller beruht, der das Drehmoment des Elektromotors ändert, sodass es sich wie die Drehmomentkurve eines Autos mit Verbrennungsmotor anfühlt und „Schalten“ notwendig erscheint.

Die Aussage von Toyota geht diesbezüglich noch weiter. Wie sie selbst sagen: „Das Elektrofahrzeug enthält einen Schalthebel und ein Kupplungspedal, die die Wirkung des Schaltgefühls eines Fahrzeugs mit manuellem Getriebe simulieren. Diese Funktionen sind jedoch für das Fahren des Fahrzeugs nicht unbedingt erforderlich und haben mehr damit zu tun, das Gefühl und den Spaß eines manuellen Getriebes wiederzugeben, als die eigentliche Funktion.“ Toyota erklärt weiter: „Der Schalthebel wird vom Fahrer betätigt, um einen beliebigen virtuellen Gangphasenmodus aus mehreren virtuellen Gangphasenmodi auszuwählen“. Die Bilder, die Toyota dem Patent hinzugefügt hat, zeigen eine traditionell wirkende Tachouhr mit dem fiktiven Gang, in dem man gerade fährt. Es ist also im Grunde ein pseudo-manuelles Getriebe. In der Autowelt kursieren sofort allerlei Gerüchte über diverse (sportliche) Modelle, die Toyota bald auf den Markt bringen könnte.

Auch Andy Palmer, ehemaliger CEO von Aston Martin, sieht einen Sinn in einem Elektrofahrzeug mit Schaltgetriebe. „Natürlich braucht man kein Schaltgetriebe oder eine Übersetzung auf einen Elektromotor. Aber unterm Strich ist das keine rationale Entscheidung. Es ist irrational, es ist emotional. Und ich denke, es ist in diesem Zusammenhang interessant, weil es in einem Elektroauto relativ einfach durchzuführen ist.“ Die große Frage wird jedoch sein, ob der Schalt-Fan daran interessiert ist. Denn ist es nur der Schalthebel, der ihm das Fahrgefühl verleiht oder die Kombination aus Schalthebel und Verbrennungsmotor? In jedem Fall ist es eine interessante Entwicklung, die es mehr als wert ist, verfolgt zu werden. Wir sind gespannt, ob diese Patente und Ideen tatsächlich vermarktet werden.