Riedemann komplettiert das Quartett der ADAC ACTRONICS Rallye Sulingen

Christian Riedemann hat zum vierten Mal sein Heimspiel gewonnen. In einer stark besetzten ADAC ACTRONICS Rallye Sulingen führte der Fahrer des Hyundai i20 Rally2 vom Start bis ins Ziel. Der Sieg im Opel e-Rally Cup ging an Max Reiter.

Reifenauswahl

Mit einem internationalen Starterfeld von knapp 140 Teilnehmern, davon 25 aus der Klasse Rally2 (der Königsklasse des deutschen Rallyesports), versprach die 34. Auflage der Rallye vorab ein großes Aushängeschild zu werden. Nachdem am Donnerstag ein 4 Kilometer langer Shakedown rund um Barenburg absolviert wurde, war der offizielle Start der Rallye für Freitagnachmittag angesetzt. Auf dem Programm: zwei Passagen über den ehemaligen Truppenübungsplatz ‚IVG Gelände‘ und eine öffentliche Wertungsprüfung über das Industriegebiet Sulingen. Bei einem Rundgang durch den Servicepark stand vor allem ein Thema im Vordergrund: das Wetter. Es war sicher, dass es regnen würde. Aber wenn? Und so war die Frage: Welche Reifen sollen montiert werden?

Neben den deutschen Teams waren auch Spitzenfahrer aus Dänemark und den Niederlanden am Start

Anwärter Griebel findet sein Waterloo bei IVG-Gelande

Der „Lokal-Matador“ Riedemann ging mit einem Kratzer auf der ersten Wertungsprüfung sofort in Führung. Wo Riedemann beim ersten Lauf zur Deutschen Meisterschaft (Rallye Erzgebirge) das Skoda-Trio Griebel, Tannert und Geipel vorn lassen musste, ließ er nun diese drei hinter sich. Bei WP2, wo sich mehrere tausend Zuschauer zu einem Rundrennen im Sulinger Gewerbegebiet versammelt hatten, war es Griebel, der mit einer Bestzeit glänzte. Während die ersten Fahrer auf der zweiten Wertungsprüfung noch im Trockenen fahren konnten, fing es wenig später an zu regnen. Und das bedeutet, dass sich alle mit Angst und Zittern auf eine neue Passage über das jetzt klatschnasse IVG-Gelände vorzubereiten begannen. Das bewaldete Gebiet ist normalerweise ein geschlossenes Gelände und der Regen schafft eine besonders knifflige Oberfläche. Die engen Straßen sind unverzeihlich: Fast jeder Fehler wird bestraft. Das hat auch Marijan Griebel erlebt. Wie im vergangenen Jahr musste er den Kampf um den Gesamtsieg auf dem militärischen Feld unterbrechen. In einer rutschigen Kurve rutschte der Skoda-Fahrer von der Strecke und das Spiel war vorbei. Rallye-Leader Riedemann behielt trotz der tückischen Bedingungen einen kühlen Kopf und erzielte seine zweitbeste Rallye-Zeit. Am Ende des ersten Tages lag das Duo Riedemann-Otterbach 14,4 Sekunden vor Geipel und 21 Sekunden vor Tannert. Die Überraschung des ersten Tages war vielleicht der Däne Kenneth Madsen. Trotz seines etwas in die Jahre gekommenen Peugeot 208 R5 beendete der dänische Meister des Vorjahres den Tag auf dem vierten Platz.

Vorschlaghammer Riedemann

An Tag 2 der ADAC ACTRONICS Rallye Sulingen standen noch etwas mehr als 80 Kilometer auf dem Programm, verteilt auf acht verschiedene Wertungsprüfungen. Der Tag begann mit zwei Prüfungen, der bei Staffhorst und einer extra langen und völlig anderen Strecke auf dem IVG-Gelände. Es war Hyundai-Fahrer Riedemann, der einen glatten Hammerschlag ablieferte. Während Julius Tannert bei der Prüfung rund um Staffhorst zweimal der Schnellste war, war es Riedemann, der auf dem Militärfeld die Bestzeit fuhr. Im Straßenlabyrinth war es sehr schwierig, das Grip-Niveau einzuschätzen, da es an manchen Stellen noch klatschnass war. Tannert, der zwischenzeitlich Philip Geipel überholt hatte, hatte nun einen Rückstand von mehr als 49 Sekunden. Der Kampf um den Gesamtsieg schien also schon festzustehen.

Hyundai-Pilot Christian Riedemann auf dem Weg zum Sieg

ACTRONICS Power Stage liefert spektakuläre Bilder

Auch wenn die Vorfreude auf den Sieg vielleicht verflogen ist, standen am Nachmittag noch vier blutige Prüfungen auf dem Programm: zweimal WP Brake und zweimal WP Nechtelsen. Und besonders der Zweite ist bei vielen Fahrern und Publikum gleichermaßen beliebt. Hauptgrund: der mittlerweile berüchtigte Sprung, bei dem die Fahrer vom Schotterweg über die Hoyaer Straße die nötigen Flugmeter zurücklegen. Der zweite Durchgang auf dieser WP wurde deshalb in ACTRONICS Power Stage umbenannt. Auch jetzt zeigte der dominante Riedemann keine Gnade. Mit drei Bestzeiten in Folge, darunter die ACTRONICS Power Stage, holte er zum vierten Mal den Sieg in „seinem“ Sulingen. Ein Riesenschub für den 35-jährigen Riedemann, dessen letzter Sieg im September 2020 war. Platz 2 ging an Julius Tannert, der sehr gut um die Deutsche Meisterschaft mitfährt. Philip Geipel, der Vorjahressieger der ADAC ACTRONICS Rallye Sulingen, komplettiert das Podium. Platz 4 ging an Kenneth Madsen, den Sieger der dänischen Meisterschaft. Mit seinem fünften Platz war Björn Satorius der Sieger der niederländischen Meisterschaft, für die er sich kurzfristig angemeldet hatte.

Philip Geipel hebt während der ACTRONICS Power Stage mit den Füßen vom Boden ab

Internationale Bühne Opel e-Rally Cup

Eine weitere prominente Rolle spielte in Sulingen der Opel e-Rally Cup. Die weltweit einzige Rallye-Klasse startete ihre internationale Meisterschaft bei der ADAC ACTRONICS Rallye Sulingen. 14 Teilnehmer aus 6 verschiedenen Ländern waren im dritten Jahr dieser Meisterschaft am Start. Eine Besonderheit ist, dass drei Damenteams am Start waren. Und dass man sich mit diesen Frauen nicht anlegen kann, war bei WP1 sofort klar. Auf dem iVG-Gelände fuhr die Französin Sarah Rumeau auf Anhieb die Bestzeit, mehr als 15 Sekunden vor ihrem Landsmann Terence Callea. Eine Premiere, denn noch nie hat eine Frau die schnellste Zeit im Opel e-Rally Cup gefahren. Dass der über 11 Kilometer lange Test anspruchsvoll war, zeigte sich daran, dass vier Teams mit einem platten Reifen ins Ziel kamen. Trotz einer etwas kürzeren Zeit auf WP2 war es Rumeau, der den Freitagabend mit der Führung beendete. Am Samstagmorgen musste die 27-jährige Rumeau (die dieses Auto zum ersten Mal fuhr) die Führung an ihre Landsfrau Callea abgeben. Den größten Fortschritt bis dahin sahen wir allerdings etwas weiter im Hintergrund. Sowohl Max Reiter als auch der Schwede Calle Carlberg waren durch einen Reifenschaden bei WP1 nach hinten geraten, aber beide waren auf dem besten Weg, diesen Rückstand nach und nach zu beseitigen. Drei Etappen vor Schluss übernahm das deutsche Rallye-Talent Max Reiter die Führung von Callea und gab sie nicht mehr ab. Damit kann Reiter seinen Vorjahressieg ausbauen. Trotz drei Bestzeiten landeten die anderen „aufstrebenden Männer“ Calle Carlberg auf P3. Terence Callea hat alles getan, um sich seinen zweiten Platz zu sichern, und das mit Erfolg. Eine Bühne mit drei verschiedenen Nationalitäten, drei Geschichten, aber alle mit einem breiten Lächeln im Gesicht!

Auch das Team ACTRONICS blickt mit einem sehr guten Gefühl auf die Rallye zurück. Ein schönes Teilnehmerfeld, herausfordernde Wertungsprüfungen, begeistertes Publikum und vor allem eine tolle Rallye-Atmosphäre. Auf diesem Wege möchten wir uns noch einmal bei allen bedanken, die zur Rallye beigetragen haben. Besonderer Dank gilt der Organisation und den Freiwilligen, die es dank ihres ungezügelten Einsatzes geschafft haben, ein fantastisches Event auf die Beine zu stellen! Die nächste Partnerrallye von ACTRONICS findet in Spanien statt, wo am 6. und 7. Oktober die ACTRONICS Rallye Tierra de Madrid rund um die Hauptstadt ausgetragen wird.