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Das Automatikgetriebe schlägt das Schaltgetriebe
Der Titel des Artikels klingt wie eine riesige offene Tür und ist es natürlich auch. Denn jetzt, da immer mehr Hybrid- und Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind, nimmt auch die Zahl der Autos mit Automatikgetriebe zu. Etwa 20 % aller 2021 in Europa verkauften Neuwagen waren EV, HEV (Hybrid) oder PHEV (Plug-in-Hybrid), was fast 2,3 Millionen verkauften Autos entspricht. Ein Jahr zuvor waren es noch 1,4 Millionen: ein Wachstum von 66 %!
Das Wachstum des Automatikgetriebes wird jedoch durch eine Reihe weiterer Entwicklungen weiter vorangetrieben. Es ist also nicht nur das Aufkommen neuer Antriebsstränge, das für mehr Automatikgetriebe sorgt. Wir werden später darauf zurückkommen, zuerst tauchen wir in die Zahlen und die Geschichte ein:
Was sagen die Zahlen?
Seit Jahren halten europäische Autofahrer an der Handschaltung fest. So wurden 2011 in England nur 25 % mit Automatikgetriebe ausgeliefert, in Amerika waren es sogar 63 %. Auch andere Länder des europäischen Kontinents weisen in etwa die gleichen Zahlen auf: In den Niederlanden lag der Anteil der verkauften Neuwagen mit Automatikgetriebe im Jahr 2011 bei 22 %. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2001, waren die Zahlen noch „deprimierender“: Nur 15 % aller Autos in den Niederlanden hatten damals ein Automatikgetriebe.
Aber die letzten zehn Jahre waren hart. Wenn wir die oben genannten Länder als Referenz verwenden, stieg die Zahl zwischen 2011 und 2020 in England von 25 % auf fast 60 % und in den Niederlanden von 22 % auf etwa 55 %. Auch in Amerika setzte sich das Wachstum fort: Mehr als 90 % aller Neuwagen waren mit einem Automatikgetriebe ausgestattet.
Automatikgetriebe und den Vereinigten Staaten
Für Europäer mag es seltsam erscheinen, dass die Zahl der Fahrzeuge mit Automatikgetriebe in Amerika schon immer so hoch war, aber die Amerikaner haben einige sehr gute Gründe, sich für das Automatikgetriebe zu entscheiden.
Erstens sind sowohl Kraftstoff als auch Autos in Amerika traditionell viel billiger als in Europa, was bedeutet, dass sich die Menschen eher für ein großes Luxusauto entscheiden. Dieser Preisunterschied wurde auch dadurch verstärkt, dass Autos mit Automatikgetriebe in der Vergangenheit weniger effizient waren als Autos mit Schaltgetriebe und Europa begann, ineffiziente Autos durch CO2-Maßnahmen zusätzlich zu besteuern. Klein und sparsam war daher vor allem in Europa der Trend.
Aber neben der Geldfrage ging es auch um Bequemlichkeit. Die Infrastruktur in Amerika eignet sich gut für Autos mit Automatikgetriebe: In den Städten sind viele Ampeln zu finden und außerhalb sind die Straßen breit und weitläufig. Ideal also, um mit ein großes Luxusauto viele Kilometer auf Tempomat zu machen, ohne sich ums Schalten kümmern zu müssen.
Europa hingegen ist viel mehr auf klein und sparsam ausgerichtet. Über die Kosten haben wir gerade gesprochen, aber selbst wenn man sich den Grundriss europäischer Altstädte ansieht, wird schnell klar, warum nicht jeder große Pick-ups fährt. Versuchen Sie zum Beispiel, in einem Ford Raptor durch das Zentrum von Lucca zu kommen: Sie werden es einfach nicht schaffen. Darüber hinaus verfügt Europa auch über die nötigen kurvenreichen (Berg-)Straßen, auf denen Enthusiasten gerne zum Spaß fahren. Und ein manuelles Getriebe fügt etwas Erfahrung hinzu.
Gründe für das Wachstum von Automatikgetrieben
Historisch gesehen ist es daher leicht zu erklären, dass es einen so großen Unterschied zwischen den Vereinigten Staaten und Europa gibt. Und natürlich erklärt der Aufstieg von Hybrid- und Elektroautos den Anstieg in den letzten Jahren. Aber die Zahl der Autos mit Automatikgetriebe wächst viel schneller als die Zahl der Hybrid- und Elektroautos. Ist vielleicht mehr dahinter?
Ja, natürlich. Technologische Entwicklungen haben dafür gesorgt, dass ein Automatikgetriebe nicht mehr für einen höheren Kraftstoffverbrauch sorgt. Sie sind jetzt noch sparsamer als ein Schaltgetriebe! Und damit sind mittlerweile viele moderne Autos mit Automatikgetriebe in Europa günstiger geworden als die manuelle Variante. Raffinierte Optimierungen in der Technik haben dafür gesorgt, dass das Automatikgetriebe zunehmend in der Lage ist, den richtigen Zeitpunkt des Gangwechsels abzuschätzen. Darüber hinaus haben Techniken wie die doppelte automatische Kupplung (DSG, PDK, TCT) dafür gesorgt, dass das moderne Automatikgetriebe kompakt und leicht ist und zudem äußerst effizient arbeiten kann.
Aber auch das Image ist ein wichtiger Grund für das Wachstum der letzten Jahre. Das Automatikgetriebe wurde in Europa immer als Option gesehen, die nur von Leuten gewählt wurde, die nicht gut fahren konnten oder mit Autos nicht vertraut waren. Allerdings ist das „Oma-Image“ in den letzten Jahren immer mehr verschwunden. Und das ist nicht so seltsam. Denn was für ein Getriebe haben heutzutage die meisten Supersportwagen beispielsweise von Ferrari? Richtig, ein Automatikgetriebe! Mit einem Schaltgetriebe kann man einfach nicht mit der Schaltgeschwindigkeit eines Automatikgetriebes mithalten. Dies hat dafür gesorgt, dass immer mehr „Petrolheads“ die Entwicklung aufgreifen. Für viele Menschen überwiegen die Vorteile, die es bietet, einen möglichen Verlust an Fahrerfahrung. Und das Schalten mit Schaltwippen am Lenkrad vermittelt tatsächlich auch etwas Fahrgefühl.
Bedeutet das das Ende des Handschaltgetriebes? Nun, wahrscheinlich zum größten Teil. Die oben genannten Gründe sorgen dafür, dass immer mehr Verbraucher umsteigen werden, sodass die Hersteller auf diese Bedürfnisse eingehen werden. Allerdings gibt es noch einige Hersteller, die Schaltgetriebe-Puristen Hand anlegen.